du kommst

Du kommst wie ein Kind,
das in der Menge die Mutter verloren hat.
Du kommst und stehst vor mir
mit unstetem Blick
und fahrigen Bewegungen
und mein Blick muss den deinen erst fangen.
Aber du kommst.

Aber du kommst,
wie du gerade bist.
Ich bitte dich herein,
du traust dich kaum über die Schwelle,
bleibst zwischen Tür und Angel
und ich lasse dich genau dort,
wo du sein musst.
Genau so lange du dort sein musst.

Dann wagst du den Schritt
und trittst ein,
Tore, Türen, Laden
– alles.
Ich lasse es geschehen,
denn ich habe die Wahl nicht.
Es ist schon lang um mich geschehen.

Als es vorbei ist,
sammle ich mich auf
du lässt dich nicht sammeln,
du sammelst dich nicht.

Du kommst wie ein Kind,
das die Mutter in der Menge verloren hat.
Da stehst du wieder vor mir
mit deinem unsteten Blick,
der meinen fängt,
fahrig wischst du meine Geschichte weg.
Aber du kommst.

Bleibst nicht stehen,
trittst mitten in mich,
nimmst deinen Platz ein
und gehst.

Du kommst und findest mich verloren.
Ich stehe vor dir, weiß nicht wer ich bin,
weiß nicht wohin.
Mein Blick ist im Nebel gefangen.
„Wer bist du?“, frage ich
im hochgeschossenen Buchenwald.

Ich sehe dich erstarren und weiß werden
wie Marmor.
Ich sehe dich fallen und weiß,
ich müsste dich fangen,
aber ich kann es nicht.
Niemand kann es.

Du kommst.
Du kommst wie eine Mutter,
dein Blick ist stet.
Du gehst
und bleibst, wo du sein musst.
Und ich bleibe, wo ich sein muss.

Man fragt mich nach dir.
Wenn sie es nicht wissen, wer dann?
Du bist weg.
Genau dort, wo du sein musst
und auf deinem Platz in mir.

Du kommst.
Du kommst mit einem breiten Grinsen im Gesicht,
und dein Blick sagt,
dass du weißt, dass ich dich nicht auf der Rechnung hatte.
Du bleibst.
Genau dort wo du sein musst,
bis nur noch
du
und
ich
übrig sind.

Du kommst.
Und stehst.
Ich fühle deinen Blick nicht.
Du bleibst, genau da,
wo du sein musst
und ich lasse dich
und du lässt mich
nicht mehr aus den Augen.

Du kommst wie ein Kind,
das die Mutter verloren hat.
Dein Blick schweift,
deine Gesten sind fahrig
und ich sauge dich tief in mich.

Du bist nicht sicher dort, wo du sein musst.
Ich bin sicher, dass ich da bin.

Wir bleiben genau wo wir sein müssen,
bis niemand mehr da ist,
der den Schaukampf beenden könnte.

Zum Schluss sage ich dir,
wer du bist.
Ich fühle dich fallen,
weit, weit, weit
tief, tief, tief.
Ich kann dich nicht fangen.
Niemand kann es.
Aber ich halte dich.

Ich halte dich, während du fällst,
ich halte dich, als du tief in mich fällst
ich fühle, wie deine Tränen meinen Hals benetzen
und unsere Lippen nach einander suchen
sich finden
und wir ineinander versinken.

 

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